Die Corona Pandemie trifft in allen Belangen die schutzbedürftigsten Mitglieder unserer Gesellschaft. Menschen, die einkommensschwächer sind. Menschen mit Vorerkrankungen. Aber auch insbesondere Familien und junge Menschen, gleichwohl meist nicht aus gesundheitlichen Gründen. Die Folgen der Pandemie werden uns noch viele Jahre beschäftigen, denn ganze Jahrgänge sind von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Viele Kinder & Jugendlichen sind in einer wichtigen und entscheidenden Phase ihrer Entwicklung und durch die notwendigen Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie darin gestört. Sei es durch den Ausfall von Kita und Schule, sei es durch fehlenden Schwimmunterricht oder durch den Wegfall von wichtigen Ergänzungen des Kita- und Schulbetriebs durch Vereine und Projekte.
Wir müssen in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren dafür sorgen, dass diesen Jahrgängen zusätzlich geholfen wird. Viele Familien können sich diesen „Aufholprozess“ durch ergänzende Nachhilfe, Einzelunterricht oder Vereinsmitgliedschaften leisten. Aber die Familien, die nicht die entsprechenden finanziellen Mittel dafür haben, müssen wir unterstützen. Das muss jetzt in die Wege geleitet werden, damit die Kinder unserer Region zu keiner Corona-Generation werden.
Mit einer Ausbildungsplatz- und Übernahmegarantie für Azubis oder kostenlosem Schwimmunterricht für 5-7jährige ist diese Überzeugung bereits essenzieller Bestandteil meines politischen Handelns. Dennoch müssen wir noch einen Schritt weitergehen: Wir brauchen eine Sofort-Unterstützung für unsere Familien und Kinder. Auch Familien mit Kindern, die einen besonderen Unterstützungsbedarf haben, und Menschen mit Handicap nehmen wir in den Fokus unseres Handelns.
Als Region Hannover können wir dabei einen entscheidenden und maßgeschneiderten Beitrag leisten. Deshalb legen wir ein Programm zur Entwicklung einer familienfreundlichen Region vor, das den langfristigen Gefahren der Pandemie Rechnung trägt. Wir unterstützen unsere Familien in 5 Schritten:
1. Familienzentren gründen – Beratungsangebote stärken
Wir lassen Familien nicht im Stich. Familienzentren bisher in der Landeshauptstadt Hannover sind ein Anker für Beratungsangebote und Netzwerkbildung. Die Pandemie lässt die Nachfrage nach solchen Angeboten weiter steigen. Wir gründen, fördern und finanzieren Familienzentren für die gesamte Region und setzen uns damit für eine bessere Unterstützung von Eltern bei Fragen der Bildung und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein. Die frühe Förderung von Kindern steht im Zentrum aller Bemühungen. Frühkindliche Bildung, Familienberatung & die Vermittlung von Betreuungsplätzen stehen im Mittelpunkt.
2. Sprachförderung umsetzen
Für Kinder sind gerade während der Pandemie Möglichkeiten zum Austausch und zur Begegnung nur stark eingeschränkt wahrnehmbar Kitas, Schulen und andere Bildungseinrichtungen waren oder sind geschlossen. Das hat auch Auswirkungen auf die Sprachförderung unserer Kinder, da diese Förderung nicht immer durchgängig stattfinden konnte. Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, sind dabei überproportional von Sprachschwierigkeiten betroffen. Deshalb werden wir die gezielte individuelle Sprachförderung ausbauen sowie Lesepatenschaften in der Region zusätzlich fördern und unterstützen.
3. Nachhilfe-Unterricht ermöglichen
Home-Schooling und Unterricht während der Pandemie können Unterricht und Bildung, wie wir sie vorher kannten, nicht ersetzen. Unsere Kinder haben Defizite in Bezug auf Unterrichtsstoff. Bildung ist Ländersache, aber wir können hier gezielt unterstützen. Nur wenn wir auf allen politischen Ebenen gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir erfolgreich sein. Als Präsident möchte Steffen Krach in der Region Hannover in einem ersten Schritt Lehramtsstudent_innen für die Nachhilfe von besonders förderungsbedürftigen Kindern einsetzen. Wichtig ist, dass diese Förderstunden dann auch für die studienbegleitenden Praktika oder praxisorientierte Seminare – wie zum Beispiel im Lehramtsstudium beim Modul „Deutsch als Fremd- und Zweitsprache“ – angerechnet werden.
Auch die Nutzung der Mittel des Bildungs- und Teilhabepaketes muss verstärkt werden. Alle, die Anspruch darauf haben, sollen diese unbürokratisch bekommen können. Und wir brauchen einen schnellen sowie lösungsorientierten Austausch zur besseren Förderung zwischen den Städten und Gemeinden als Schulträgerin, dem Land und der Region Hannover.
4. Kinder und Jugendliche beteiligen
Während der Pandemie und auch schon davor haben Jugendliche deutlich gemacht, dass sie sich in den Planungen der Politik zu wenig berücksichtigt fühlen. Wir wollen mit jungen Menschen, Trägern der Kinder- und Jugendhilfe, Wohlfahrtsverbänden und den Städten und Gemeinden Maßnahmen entwickeln, wie Kinder und Jugendliche bei konkreten politischen Vorhaben einbezogen werden können und wie aus ihrer Sicht die Folgen der Pandemie am besten bewältigt werden können. Digitale Tools können dabei eine Hilfe sein, der Austausch vor Ort muss dabei aber im Mittelpunkt stehen. Eine offene Jugendkonferenz sollte dabei einen Auftakt bieten, der im ersten Halbjahr nach Kommunalwahl stattfinden soll.
5. Schnupper-Mitgliedschaften fördern
Die (früh-)kindliche Entwicklung wird auch durch die Sportvereine geprägt. Finanzielle Hürden sind dabei nur einer der Aspekte, die das Erfüllen dieser Funktion erschweren. Viele Familien können bereits jetzt in der Vereinsmitgliedschaft für ihre Kinder unterstützt werden. Wir wollen Familien helfen, nach der Pandemie wieder den Weg zurück in die Vereine und Projekte zu finden, in dem wir Schnupper-Mitgliedschaften anbieten. Aber auch die Förderung unserer Sportvereine ist ein zentrales Element, um gesellschaftliche Teilhabe von Kindern sicherzustellen. Trainer_innen-Ausbildung – für Jugendliche und Erwachsene – für die verschiedenen Bereiche werden wir ausbauen und finanziell unterstützen.
6. Kooperation mit Sportvereinen stärken
Wir brauchen eine enge Verzahnung von Bildungseinrichtungen und Sportvereinen. Sportvereine sollen die Möglichkeit erhalten, mit Schulen & KiTas zu kooperieren, um so noch mehr Kinder für den Breitensport in unserer Region zu gewinnen. Die Sportanlagen der Vereine sollen die Sportflächen der Schulen am Vormittag sein. Und die Sporthallen der Schulen sollen den Vereinen in den Schulferien und am Wochenende mehr zur Verfügung gestellt werden. Dazu wird es direkt nach Amtsantritt einen Runden Tisch mit allen Beteiligten geben.
7. Inklusion leben
Die Belastung durch die Pandemie für Menschen mit Behinderungen und ihre Familien sowie Betreuungspersonen ist enorm. Psychisch als auch physisch werden sie mit völlig neue Lebensrealitäten konfrontiert. Sie verdienen selbstverständlich, dass ihnen zugehört wird und konkrete Unterstützungen angeboten werden. Menschen mit Handicap und ihre Bezugspersonen müssen viel mehr in den Fokus der Politik gerückt werden, denn jeder Tag mehr in der Pandemie ohne wirkliche Betreuungsmöglichkeit in z. B. einer Tagesförderstätte ist eine hohe Belastung für alle Beteiligten. Gesellschaftliche Teilhabe muss für alle Menschen in der Region auch in der Pandemie gelten – und erst recht für unsere Mitbürger_innen mit Handicaps. Die bevorzugte Impfung ist und bleibt dabei ein erster richtiger Schritt. Deshalb sollen nicht nur zwei Betreuungspersonen, sondern alle Personen, die im selben Haushalt wie eine Person mit Handicap wohnen, zeitnah geimpft werden. Des Weiteren müssen langfristig Menschen mit Handicap noch besser durch die Region Hannover unterstützt werden – gerade beim Finden einer geeigneten Beschäftigungs- und/oder Betreuungsmöglichkeit nach dem Ende der Schulzeit.
8. Psychologische Beratungsangebote ausweiten
Die psychischen Folgen von Kontaktbeschränkungen und Home-Schooling für unsere Kinder sind nicht zu unterschätzen. Im gesamten Land Niedersachsen stehen aktuell jedoch nur rund 50 Schulpsycholog_innen zur Verfügung. Hier wollen wir mit einer TaskForce Schulpsychologie temporär, aber auch langfristig für die Region Abhilfe schaffen. Diese Unterstützung kann dann flexibel und bei Bedarf von den Schulen abgerufen werden.
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