Die Corona-Pandemie führt in den Kommunen, in den Ländern und im Bund zu großen finanziellen Belastungen. Es wird zukünftig sicherlich in vielen Bereichen harte Auseinandersetzungen um eine ausreichende Finanzierung geben. Wir erleben das gerade bei den Sparauflagen des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums, die ganze Institute und zahlreiche Studienplätze bedrohen und für Unsicherheiten auch an den Universitäten und Hochschulen in Hannover sorgen.
An diesem Punkt sollten Politik, Universitäten und Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und die Wirtschaft jetzt zusammen ansetzen. Darin liegt eine Chance für die Region Hannover, wenn wir jetzt handeln. Denn gerade jetzt sollten wir vor allem auf die Innovationskraft setzen – sie wird das ausschlaggebende Instrument sein, um stärker aus der Krise zu kommen und hierbei vor allem die Beschäftigung in der Region Hannover zu fördern. Eine starke Wissenschaft ist dafür unverzichtbar. Sie ist der Motor für Investitionen, Arbeitsplätze und eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Die Wissenschaft ist ein ausschlaggebender Faktor, um unsere Regionsaufgabe – die Beschäftigungsförderung – noch weiter voranzubringen. Hierbei ist von zentraler Bedeutung, dass sich die Erkenntnisse aus der Wissenschaft auch praktisch im Arbeitsmarkt wiederfinden. Der Campus Maschinenbau in Garbsen stellt hierbei bereits ein Leuchtturmprojekt dar. Als größter Neubau der Universität bündelt die Fakultät für Maschinenbau jetzt zukunftsweisend ihre Leistungsfähigkeit und Fächervielfalt an einem gemeinsamen Ort, wodurch optimale Bedingungen der Kooperation in Forschung, Lehre und Beschäftigung geschaffen wurden. Die Zukunftsperspektive der Region Hannover ist somit eng verbunden mit der Frage, wie gut wir uns als eine der führenden Innovationsregionen Deutschlands positionieren können: Wissenschaftspolitik ist kluge Wirtschaftspolitik.
Die Region Hannover hat dafür ein Riesenpotenzial – dieses müssen wir klug nutzen und während viele andere Regionen beim Wissen sparen, müssen wir auf noch mehr Forschung und Entwicklung setzen. Dieses kann optimal in Kooperation mit der hannoverimpuls GmbH funktionieren. Hierbei zeigt beispielsweise das gemeinsame Projekt „starting business“ von der Leibniz Universität, MHH und hannoverimpuls ein sehr erfolgreiches Konzept für Unternehmensgründungen aus der Wissenschaft auf. An diesem Erfolg soll angesetzt werden, damit wir die Nummer-1-Region werden.
Genau jetzt gilt es durch gezielte Maßnahmen im deutschlandweiten Vergleich einen großen Schritt nach vorne zu machen. Mit rund 50.000 Studierenden, einer führenden Universität mit technischem Schwerpunkt in Deutschland, einer renommierten und wachsenden medizinischen Hochschule, mehreren hervorragenden Fachhochschulen – allein rund 10.000 Studierende vereint die Hochschule Hannover – und einer künstlerischen Hochschule, einer bundesweit einzigartigen tierärztlichen Hochschule, die im internationalen Shanghai Ranking 2019 den zweiten Platz im Fach Veterinärmedizin belegt hat, vielen außeruniversitären Forschungseinrichtungen und dem Schwergewicht Volkswagen Stiftung haben wir beste Voraussetzungen, einen richtigen Schub für die Innovationsregion Hannover auszulösen.
Wir gestalten mit Hannovation 2026 den Aufbruch der Innovationsregion Hannover und setzen hierbei gezielt auf Kooperationen. Kooperationen sind der Schlüssel zum Erfolg:
1. Spitze in der Forschung
Wir verstärken unsere Investitionen in die Wissenschaftsregion Hannover. Konkret heißt das, dass wir mit Mitteln der Region (Beispiel Wasserstoff und Robotik) die Weiterentwicklung unserer Forschungsstandorte unterstützen. Dadurch vergrößern wir die Chancen all unserer Hochschulen und Forschungseinrichtungen im nationalen sowie internationalen Wettbewerb. Zukünftig wollen wir bei der Wissenschaftsförderung, dass das Land, die Region und die Hochschulen gemeinsam an einem Strang ziehen, damit wir besser werden. Unser Ziel ist: Wir wollen für die nächste Runde der Exzellenzstrategie besser vorbereitet sein als andere Wissenschaftsstandorte. Fördermittel des Bundes für exzellente Forschung und Finanzmittel für die Exzellenzuniversitäten sollen in die Region Hannover fließen. Genau deshalb investieren wir, weil sich solche Investitionen nicht nur für unsere Wirtschaft auszahlen, sondern weil sie auch unsere Chance massiv erhöhen, dass wir zukünftig mehr Fördermittel des Bundes einwerben können. Hannover soll Exzellenzstandort werden. Das muss eine Gemeinschaftsaufgabe der gesamten Region werden. Unsere Universitäten werden es nur mit breiter öffentlicher Unterstützung ganz nach vorne schaffen. Der Wissenschaftsstandort Region Hannover soll zu den Top 10 Deutschlands zählen.
2. Innovationsregion werden
Wir nutzen die Erfahrung der Initiative Wissenschaft Hannover und entwerfen gemeinsam mit der Stadt und Region Hannover sowie dem
Land Niedersachsen einen Masterplan für die Entwicklung der Innovationsregion Hannover mit konkreten Maßnahmen für die nächsten fünf Jahre. Eine Zukunftskommission aus Vertreter_innen der regionalen Wissenschaftsinstitutionen und der Wirtschaft, zum Beispiel aus innovativen Unternehmen in unserer Region wie Sennheiser und HaCon, sowie Expert_innen, beispielsweise aus den Kammern, unterstützt uns dabei. Unser Ziel ist, einen regionalen Verbund mit einem nachhaltig entwickelten Kooperationsklima zu bilden, der sowohl national als auch international eine größere Strahlkraft erreicht.
3. Profilbereiche
Wir bilden Profilbereiche der Innovationsregion Hannover und stärken diese. Dazu können Themen wie Quantentechnologie, Klima, Wasserstoff und Gesundheit gehören. In diesen Profilbereichen wollen wir an die Spitze. Die Region schafft Unterstützungsstrukturen, die den Aufbau der Profilbereiche begleiten und strebt dafür auch die Förderung durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung an. Wir setzen Botschafter_innen aus der regionalen Wirtschaft und Wissenschaft als Sprecher_innen der Profilbereiche ein, um ihre nachhaltige Vernetzung gemeinsam aktiv voranzutreiben. Das Profil der Innovationsregion Hannover kommunizieren wir in einer gezielten Werbekampagne und rufen den Hannovation-Preis ins Leben, der herausragende Innovationen aus der Region Hannover auszeichnet. Durch die erhöhte Sichtbarkeit ziehen wir Talente an und unterstützen ihre Ankunft mit der Einrichtung eines „Welcome-Centers“, das Anlauf- und Erstberatungsstelle für Studierende und Wissenschaftler_innen in der Region Hannover darstellt. Das Marketing in unserer Region Hannover richten wir auf Hannovation 2026 und die Wissenschaft und Beschäftigungsförderung aus. Somit können wir die Region Hannover auch als attraktiven Standort für wissenschaftliche Kongresse und Veranstaltungen – auch in Kooperation mit der Messe – weiter ausbauen.
4. Wissenschaft stärkt Wirtschaft
Wir nutzen die Erfahrungen der Startup-City Hannover, fördern den Technologietransfer sowie Ausgründungen aus Hochschulen und setzen auf regionale Sprunginnovationen. Mit neuen Forschungsprofessuren und Kooperationsprofessuren (Wissenschaftler_innen, die an den Hochschulen/ Universitäten und zugleich in leitender Funktion in den außeruniversitären Forschungseinrichtungen tätig sind) stärken wir die profilbildenden Innovationscluster und sorgen für eine gründungsaffinere Atmosphäre in der Innovationsregion Hannover. Zur Finanzierung dieser Maßnahmen richten wir einen Zukunftsfonds ein: Hierzu werden wir als Region Hannover mit dem Land Niedersachsen Gespräche aufnehmen, um die intelligenteste Lösung der Förderung zu besprechen. Für jeden eingeworbenen Euro aus der Wirtschaft ist eine anteilige Gegenfinanzierung beispielsweise aus Landesmitteln denkbar. Solche Programme sind bereits an anderen Standorten erfolgreich – das ist auch in der Region Hannover möglich!
5. Fachkräfte bilden und binden
Wir kennen die Fachkräftebedarfe von heute und identifizieren die von morgen – und bauen entsprechend zusätzliche Ausbildungskapazitäten an den Hochschulen der Region aus. Der Ausbau von solchen Studienplätzen erfolgt über den Zukunftsvertrag von Bund und Ländern. Wir stärken gleichzeitig auch die Zusammenarbeit von Unternehmen und Hochschulen für Duale Studiengänge und setzen uns dafür ein, dass Fachkräfte in der Region gute Entwicklungsmöglichkeiten haben. Für mehr Studierende und mehr Fachkräfte ist auch mehr Wohnraum für Studierende notwendig – den wollen wir durch zusätzliche Programme bereitstellen.
Von Wissenschaftspolitik profitieren alle. Diejenigen mit Abitur genauso wie diejenigen ohne. Denn aus wissenschaftlicher Innovation entstehen konkrete Unternehmensgründungen, die auch Arbeitsplätze in der Produktion direkt in die Region Hannover holen. Damit bedingt ein Vorsprung bei Wissen und Innovation immer auch einen Zugewinn an Lebensqualität für die gesamte Bevölkerung und stärkt langfristig die kommunalen Haushalte. Es ist klug investiertes Geld.
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